Barrierefreiheit – Pflicht oder Kür? Mit dem neuen Gesetz wird sie für viele Unternehmen zur Notwendigkeit und zum echten Wettbewerbsvorteil.
Mit dem neuen Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) stehen viele kleine Webshops und Unternehmensseiten vor einer Herausforderung: Plötzlich muss die gesamte Website überarbeitet werden – eine zusätzliche Aufgabe, für die im hektischen Geschäftsalltag oft die Zeit fehlt. Doch dieser Aufwand zahlt sich aus!
Barrierefreie Websites verhindern nicht nur Abmahnungen nach dem neuen Gesetz, sondern sorgen auch für weniger Absprünge, bessere Sichtbarkeit und mehr Kundschaft.
Im Folgenden erfahren Sie sechs überzeugende Gründe, warum Sie Ihre Website jetzt barrierefrei gestalten sollten.
Mehr Details über die gesetzlichen Vorgaben, über die Frage, ob Sie betroffen sind oder unter die Ausnahmeregelungen und weitere Informationen, finden Sie in unserem Blogbeitrag: Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz – Alles, was Sie wissen müssen
1. Sie können Ihren Umsatz signifikant steigern.
Laut einer Capterra-Studie vom Oktober 2024 berichten 38 % der Unternehmen, die barrierefreie Websites betreiben, von gestiegenen Umsätzen. Außerdem geben 96 % der Unternehmen mit inklusivem Webdesign an, bereits positive Ergebnisse zu sehen – 37 % davon sogar sehr positive.
Barrierefreiheit bedeutet, dass mehr Menschen Ihr Angebot nutzen können – auch diejenigen, die sich auf anderen Seiten nicht zurechtfinden oder den Kaufprozess abbrechen würden. Nutzerfreundliche Seiten fördern eine einfache Navigation und stärken das positive Kundenerlebnis.
Zusätzlich erzielen barrierefreie Websites bei 39 % der Unternehmen bessere Rankings in Suchmaschinen, was zu mehr Reichweite und organischem Traffic führt – und damit zu weiterem Umsatzwachstum.
Inhaltsverzeichnis
Disclaimer
Bitte bedenken Sie, dass die hier zur Verfügung gestellten Informationen keine Rechtsberatung oder rechtliche Empfehlung darstellen. Die Informationen auf dieser Website sind allgemeiner Natur und dienen ausschließlich zu Informationszwecken.
Wenn Sie rechtlichen Rat für Ihre individuelle Situation benötigen, sollten Sie den Rat von qualifizierten Anwälten einholen.
Nicht nur das: Verbesserte Nutzerfreundlichkeit stärkt nachweislich die Kundenbindung (53 %) und die Loyalität. Unternehmen, die Inklusion leben, werden zudem in sozialen Netzwerken positiver wahrgenommen und steigern dort ihre Performance.
Nicht zu vergessen: In Deutschland leben rund 7,9 Millionen Menschen mit einer Beeinträchtigung – fast 10 % der Bevölkerung! Sprechen Sie diese Zielgruppe an und gewinnen Sie neue Nutzer:innen, mehr Traffic und im besten Fall mehr Umsatz.
- Hier geht es zur Capterra Studie.
- Hier finden Sie eine Capterra Studie zur Frage „Barrierefreiheit auf Website: Wie weit ist Deutschland“.
2. Weniger Absprünge dank einfacher Navigation
Erinnern Sie sich an das letzte Mal, als Sie sich auf einer Website nicht zurechtgefunden haben? Barrierefreiheit betrifft nicht nur Menschen mit dauerhaften Behinderungen, sondern auch temporär eingeschränkte Nutzer:innen – zum Beispiel mit einer verstauchten Hand.
Typische Probleme:
- Navigation funktioniert nur mit der Maus, nicht mit der Tastatur
- Unübersichtliche Menüs und verwirrende Strukturen
Die Folge: Nutzer:innen springen ab und wechseln zur Konkurrenz. Google registriert diese Absprünge – eine hohe Absprungrate verschlechtert Ihr Suchmaschinenranking.
Eine klar strukturierte Navigation ist entscheidend für eine schnelle und gezielte Nutzererfahrung.
Diese Struktur sollte sich auch in der Navigation finden. Es gibt eine alte Regel, nach der User:innen auf Ihrer Seite mit 2-3 Klicks maximal zur gewünschten Seite kommen sollten. Wenn Sie auf einer Website etwas Bestimmtes wollen und sich erst durch 5 Unterseiten klicken müssen, würden Sie ja auch abspringen.
Ihre Inhalte werden für Besucher:innen leichter auffindbar, was die Zufriedenheit erhöht und die Verweildauer steigert. Gleichzeitig erleichtert eine übersichtliche Navigation auch Suchmaschinen das Erfassen und Indexieren Ihrer Inhalte – und verbessert somit Ihre Sichtbarkeit im Netz.
Tipp:
Testen Sie Ihre Website regelmäßig mit der Tastatur (Tabulator-Taste), um sicherzustellen, dass alle Funktionen für alle Nutzer:innen erreichbar sind.
3. Barrierefreie Texte – bessere SEO
Es mag für Sie nicht ex abrupto kommen, dass ein vertracktes und verklausuliertes textliches Erzeugnis, das zu viele Wörter aus nicht-germanischen Sprachfamilien nutzt, für die menschliche Aufmerksamkeitsspanne wenig satisfaktorisch ist und der Mensch gemäß der Maxime des homo oeconomicus dann den Produkten konkurrierender Instanzen seine Aufmerksamkeit widmet, völlig gleich ob er durch gesundheitliche Obstruktionen in seinen mentalen oder physischen Kapazitäten beeinträchtigt ist.
Oder: Ist ein Text zu kompliziert geschrieben, liest ihn keiner.
Man muss kein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom haben, um bei einem langen, unstrukturierten Text voller Schachtelsätze und Fremdwörter abzuschalten. Daher sollten Sie darauf achten, Ihre Webtexte einfach, geradlinig und kurzzuhalten.
Komplizierte, verschachtelte Sätze und unnötige Fremdwörter schrecken ab – nicht nur Menschen mit Einschränkungen, sondern alle Nutzer:innen. Wer einen Text nicht versteht, liest ihn nicht zu Ende.
Auch Ihre SEO profitiert von verständlichen Texten: Je klarer und strukturierter Ihr Content, desto länger verweilen Besucher:innen auf Ihrer Seite und desto geringer ist die Absprungrate – ein wichtiger Rankingfaktor für Google. Zudem belohnt die Suchmaschine hochwertigen Content mit besserer Sichtbarkeit.
So optimieren Sie Ihre Texte:
- Schreiben Sie kurz und prägnant.
- Verwenden Sie klare Überschriften und eine logische Hierarchie (H1, H2, H3).
- Verzichten Sie auf unnötige Fremdwörter und komplizierte Formulierungen.
Das verbessert die Nutzererfahrung und erhöht die Verweildauer – ein wichtiger Faktor für das Google-Ranking. Die Suchmaschine belohnt hochwertigen und verständlichen Content.
Also sollten Sie auf die Qualität und die Lesbarkeit Ihrer Texte achten. Wenn Sie das beherzigen, haben Sie nicht nur einen wichtigen Schritt zur Barrierefreiheit gemacht, Sie werden auch ein besseres Ranking einheimsen.
Tipp:
Lassen Sie Ihre Texte von jemandem gegenlesen, der das Thema nicht kennt. So erkennen Sie unklare oder zu komplexe Passagen.
4. Eindeutige und sprechende Linktexte und Funktionselemente wie Buttons
Wenn Sie sich eine Seite vorlesen lassen müssen und ein Button oder eine Handlungsaufforderung (CTA) hätte nur den Titel „hier klicken“ – könnten Sie daraus den Kontext erschließen? Nein.
Noch schlimmer wird es, wenn solche Funktionen hinter Grafiken oder Icons versteckt sind. Für Screenreader sind sie damit so gut wie unsichtbar.
Solche Barrierefreiheitsprobleme führen auch bei Nutzern ohne Einschränkungen zu Verständnisproblemen und zu geringeren Konversionraten.
Deswegen brauchen Sie für Links oder Funktionselemente aussagekräftige und beschreibende Beschriftungen.
- Wenn Sie z.B. für Ihr Massagestudio Termine anbieten, schreiben Sie auf den Button, der zum Formular führt, statt „hier klicken“ doch „Zur Terminvereinbarung“ oder ähnliches. Dadurch wissen Ihre Kund:innen sofort, woran Sie sind
- Buttons sind auch eine Möglichkeit, noch einmal in 2-3 Worten Ihre Kernbotschaft zu vermitteln und Keywords aus Ihrem Text wieder aufzugreifen. Statt „Hier klicken“ könnten Sie z.B. auch schreiben: „Jetzt Termin zum Wohlfühlen buchen“.
- Verstecken Sie wichtige Aktionen nicht hinter Icons oder Bildern.
- Neben Buttons oder anderen Funktionselementen brauchen Sie auch eine klare Beschreibung von Link-Texten. Der Text eines Links sollte klar machen, was mich erwartet, wenn ich draufklicke.
- Das ist nicht nur für den Screenreader nützlich, sondern auch für Nutzer:innen im Allgemeinen. Und: Wenn eine Suchmaschine genau weiß, was sich hinter einem Link verbirgt, kann sie ihn besser indizieren. Das führt zu besserem Ranking.
Gestalten Sie diese Elemente barrierefrei, verbessern Sie das Nutzererlebnis Ihrer Besucher:innern und steigern damit Verweildauer, Conversions und Begeisterung.
Tipp:
Gehen Sie Ihre Website durch und ersetzen Sie alle generischen Linktexte durch konkrete Aussagen.
5. Klare Strukturen – gute SEO
Nicht nur der Inhalt zählt, sondern auch die Struktur Ihrer Website!
Suchmaschinen können Ihre Inhalte besser indexieren, wenn diese logisch aufgebaut und mit den richtigen HTML-Tags versehen sind.
Auch eine klare Gliederung der Texte macht sie für Nutzer:innen und Screenreader leichter zugänglich. Das erhöht die Verweildauer und signalisiert Suchmaschinen, dass Ihre Seite wertvollen Content bietet.
Überschriften und interne Texthierarchien müssen verständlich sein – eine Überschrift 1 (H1), dann eine / mehrere H2, darunter H3s usw. Das hilft Ihren Websitebesuchern, aber auch Google, weil Sie Wertigkeiten und Abstufungen übermitteln – und führt damit zu besseren Rankings.
Nun haben Sie außerhalb von Texten wahrscheinlich auch noch andere Inhalte, zum Beispiel Bilder oder Video- und Audioinhalte. Damit kommen wir zum letzten Punkt.
6. Alt-Texte, Tags und Beschreibungen: Gut für Indexierung und Screenreader
Für Audioinhalte benötigen Sie eine Lösung wie Untertitel, Transkripte oder, im Fall von Videos, Übersetzungen in Gebärdensprache – ansonsten werden sie für z.B. gehörlose Menschen schwer zugänglich sein. Für Menschen ohne Gehöreinschränkungen können Sie ebenfalls die Benutzererfahrung verbessern: Wenn ich mit meinen Uralt-Kopfhörern ohne Noise Canceling in der ratternden Straßenbahn sitze, bin ich für jedes untertitelte Video dankbar.
Aber: Auch Google kann Ihr Audio nicht hören. Suchmaschinen haben große Schwierigkeiten dabei, Audio- und Videoinhalte richtig zu erfassen. Wenn Sie Untertitel oder Transkriptionen hinzufügen, sind diese Inhalte deutliche einfacher zu erfassen und zu indexieren. Damit zahlen sie auch auf Ihr Ranking ein.
Für Videoinhalte kann es zudem hilfreich sein, eine kurze Beschreibung des Inhalts hinzuzufügen. Das hilft zum einen Menschen mit Sehbeeinträchtigung: diese können Screenreader oder Vorlesefunktionen nutzen, um den Inhalt zu erfassen. Zum anderen hilft es jedoch auch anderen Besucher:innen. Diese können direkt erfassen, worum es im Video geht. Das verbessert die Benutzererfahrung und macht es, wie gesagt, einfacher für Suchmaschinen Ihren Inhalt zu erfassen
Zu guter Letzt kommen wir zu Bildinhalten. Um diese für Menschen mit Sehbehinderung zugänglich zu machen, braucht es Screenreader, die beschreiben, was auf den Bildern zu sehen ist.
Diese Screenreader sind jedoch auf Alt-Texte angewiesen. Alt-Texte, oder alternative Texte, sind gewissermaßen eine kurze Beschreibung des Bilds, die im HTML-Code mit dem Bild verknüpft wird. Sie fassen kurz zusammen, was auf dem Bild zu sehen ist. Auch die Suchmaschinen lesen diese Texte. Die Alt-Texte helfen der Suchmaschine den Inhalt besser zu erfassen. Wenn Sie ein Bild eines Produkts, sagen wir mal ein Segelboot, mit dem Namen „boot23091.jpg“ hochladen, kann Google damit nichts anfangen. Wenn Sie dem Bild einen aussagekräftigen Namen zB „15qm_jollenkreuzer_gebraucht.jpg“ und aussagekräftigen Alt-Texten hochladen, weiß die Suchmaschine woran sie ist. Das erhöht die Chancen, dass Ihr Bild ausgegeben wird, wenn jemand nach gebrauchten Booten sucht.
Tipp:
Nutzen Sie Tools wie den WAVE Web Accessibility Evaluation Tool oder Google Lighthouse, um fehlende oder unzureichende Alt-Texte zu finden.
Fazit
Barrierefreiheit, User Experience und SEO gehen Hand in Hand. Unabhängig von den gesetzlichen Vorgaben ist Barrierefreiheit ein klarer Wettbewerbsvorteil: Sie steigern Ihre Reichweite und gewinnen neue Kundschaft – und bieten einen echten Mehrwert für alle Nutzer:innen.
Im Alltag profitieren wir alle von barrierefreien Lösungen, nicht nur Menschen mit Behinderung.
Ihr nächster Schritt
Sie können die Anforderungen des BFSG natürlich auch selbst umsetzen – in unserem nächsten Blogbeitrag BFSG tritt in Kraft: Praktische Schritte zur barrierefreien Website – Test und Umsetzung erfahren Sie wie.
Oder Sie lassen sich von den Experten von Bunte TK direkt helfen. Wenn Sie Unterstützung benötigen, sind wir für Sie da!
Wir von Bunte TK prüfen Ihre Website und machen grundsätzlichen Anpassungen. Für tiefergehende Optimierungen arbeiten mit DIGIaccess zusammen, um Ihnen eine einfache, teilautomatisierte und KI-gestützte Lösung zur Verbesserung Ihrer Website anzubieten.
Kontaktieren Sie uns für ein unverbindliches Beratungsgespräch!